zum Inhalt springen

Doktorand*innen-Workshop: "We are compost, not posthuman!" Queer-feministische Kompostierungen des Anthropozän

Freitag, 13. und Samstag, 14. April 2018

Organisation:

Lisa Krall, Department Erziehungs- und Sozialwissenschaften, Vertr.-Prof. Dr. Stephan Trinkaus und PD Dr. Christiane König, Institut für Medienkultur und Theater, Universität zu Köln; Dr. des. Lisa Handel, Institut für Medien- und Kulturwissenschaft, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, in Kooperation mit der Graduiertenschule der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln

Beschreibung:

Mit dem Anthropozän wird aktuell das geologische Zeitalter der Erde bezeichnet, das vom Einfluss ‚des Menschen’ eindeutig gezeichnet ist. Gemeint sind damit nicht nur der massive Verbrauch von Rohstoffen, sondern auch die Zunahme von Naturkatastrophen, das Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten durch Umweltverschmutzung und Klimawandel. Geschieht nichts, so Dipesh Chakrabarty, müssen wir zum ersten Mal in der Humangeschichte über eine Zukunft ohne Menschen spekulieren. Im Zusammenhang dieses „Horrors des Anthropozän“ (Donna Haraway 2015) möchten wir fragen, wer oder was in der Verantwortung steht und was zu tun ist. Die Regierungen oder guardians (Isabelle Stengers 2015) des globalen Nordens geben vor, die Katastrophe mit genau den Mitteln abwenden zu können, die sie hervorgebracht haben: den Epistemologien der Objektivität und des Fortschritts, der Modernisierung und des Wachstums. Der Übergang vom Anthropozän zu dem von Donna Haraway so genannten ‚Chthulucene‘, dem Zeitalter der ‚earthly critters‘, markiert eine Verschiebung weg von dieser Art des Wissens, hin zu einer anderen, relationalen Ontologie – die wir hier als queer-feministische Kompostierung des Anthropozäns bezeichnen möchten. Dabei geht es nicht um die Handlungsfähigkeit eines menschlichen Subjekts, das einer Welt von Objekten gegenübersteht, vielleicht auch für sie verantwortlich ist, sondern um die fundamentale Relationalität der Welt selbst, deren Teil wir auf je spezifische Weise sind. Für diese andere Ontologie benötigen wir ein Denken der diffraktiven Verschränktheit jedes Eigenen mit der unverfügbaren Alterität der Welt. Haraway nennt dies tentakuläres, nichtindividuelles, vielzähliges, partiales Denken (Haraway 2016).

Im Workshop behandeln wir Gesten der Diffraktion natur-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Wissens jenseits von menschlichem Exzeptionalismus und dem Dualismus von Individuum und Umwelt. Im Zusammenhang einer solchen queer-feministischen Öffnung disziplinären Wissens möchten wir die Ansätze von Astrid Schrader, Martha Kenney und Henriette Gunkel diskutieren, um Arten und Weisen des Intra-Agierens (Karen Barad) von nicht/humanen Akteur*innen, des gemeinsamen Werdens oder des Weltens-mit, gedanklich zu konkretisieren und dabei Handlungsmöglichkeiten zu multiplizieren.

Ort:
Universität zu Köln
Humanwissenschaftliche Fakultät
Hörsaal H 112, IBW-Gebäude, Herbert-Lewin-Str. 2, 50931 Köln und
Raum 0.105, HF-Hauptgebäude, EG, Gronewaldstraße 2, 50931 Köln

Anmeldung:
Bitte melden Sie sich bis zum 29.03.2018 per E-Mail zu der Veranstaltung an unter Graduiertenschule-HFSpamProtectionuni-koeln.de
Bei der Anmeldung erhalten Sie die Textgrundlage zur verbindlichen vorbereitenden Lektüre.

Programm

Freitag, 13. April 2018
14:00-14:30

Begrüßung / Eröffnung (Hörsaal H 112, IBW-Gebäude

14:30-15:30Vortrag Astrid Schrader:
"Caring with Microbes: Bio-hauntings and Abyssal Relations" (Hörsaal H 112)
15:30-16:00kurze Pause
16:00-19:00 Workshop Teil 1 mit Astrid Schrader
(Raum 0.105, HF-Hauptgebäude, EG
ab 20:00gemeinsames Abendessena auf eigene Kosten
Samstag, 14. April 2018
09:30-10:15Vortrag Henriette Gunkel:
"The Sea is History, and the Future too: The Capitalocene in the context of the Black Atlantic"
10:15-10:30kurze Pause
10:30-13:30Workshop Teil 2 mit Henriette Gunkel
13:30-14:30Mittagspause
14:30-15:15Vortrag Martha Kenney:
"Daphnia and Apollo: An Epigenetic Fable"
15:15-15:30kurze Pause
15:30-18:30Workshop Teil 3 mit Martha Kenney
ab 19:00gemeinsames Abendessen auf eigene Kosten

Information zu den Vortragenden

Astrid Schrader, Dr. ist Lecturer am Department für Sociology, Philosophy and Anthropology an der University of Exeter (UK) und war zuvor u. a. am Institut für History of Consciousness, University of California in Santa Cruz tätig. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Science and Technology Studies, Human-Animal Studies sowie Feministischen und Poststrukturalistischen Theorien.
http://socialsciences.exeter.ac.uk/sociology/staff/schrader/

Henriette Gunkel, Dr. ist Lecturer am Department of Visual Culture am Goldsmiths College London (UK) und hatte zuvor verschiedene Stationen in Deutschland, USA, Südafrika und Großbritannien. Sie arbeitet aktuell an einer Monographie zu „Africanist Science Fictional interventions“ und befasst sich mit alternativen Raumzeitlichkeiten aus der Perspektive des Afrofuturism.
http://www.gold.ac.uk/visual-cultures/staff/gunkel-henriette/

Martha Kenney, Dr. ist Assistant Professor am Department of Women and Gender Studies an der San Francisco State University und war zuvor am Institut für History of Consciousness, University of California in Santa Cruz. Sie forscht an der Schnittstelle von Wissenspolitiken, Technologie, Medizin und Umwelt und aktuell zu Umweltepigenetik.
http://wgsdept.sfsu.edu/people/martha-kenney